Franz von Pocci. Phantasie und Spott

11.01. – 27.01.2019

Franz Graf von Pocci (1807–1876) war nicht nur Zeremonienmeister, Hofmusikintendant und Erfinder des Kasperl Larifari, sondern ein besessener Zeichner. Seine Leidenschaft war es, ständig die Bildphantasie spielen zu lassen. Sie kreiste um erfundene Landschaften oder illustrierte seine Texte und Lieder. Das Märchenhafte stand dabei neben dem Studium der Natur, so dass Pocci ein typischer Vertreter der Kunst seiner Zeit war. Zudem konnte er mit unbestechlicher Boshaftigkeit seine Kollegen in Verwaltung und Künstlerschaft in Karikaturen aufspießen. Sein Nachfolger darin und als zeichnender Chronist bei der Herrengesellschaft „Altengland“ wurde Ludwig Graf von Otting (1818–1894), der neu zu entdecken ist.

Franz Graf von Pocci (1807–1876) was not only master of ceremonies, court music director and inventor of “Kasperl Larifari”, but also an almost obsessed draughtsman. His passion was to constantly let his picture-fantasy play. This fantasy circled around invented landscapes or helped him to illustrate his texts and songs. The fairytale-like stands thereby beside the study of nature, so that Pocci was a typical representative of the art of its time. In addition, he was able to impale his colleagues in administration and artistship with incorruptible malice in caricatures. His follower herein and as the chronicler of the society “Old England” was Ludwig Graf von Otting (1818–1894), who can be discovered newly.

Reiterlied, um 1842, Bleistift und Feder in Schwarz, 150 x 105 mm

A Donation

An important donation of a Munich based collector of drawings by Pocci and Otting to the Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen recently enriched the historical holdings of the Staatliche Graphische Sammlung Munich. It offers the opportunity to document in an exhibition how important such private commitment is for the further development of a museum.

Die Stiftung

Eine bedeutende Zustiftung eines Münchner Sammlers mit Zeichnungen Poccis und Ottings an die Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen bereicherte jüngst die historischen Bestände der Staatlichen Graphischen Sammlung München. Sie ist Anlass, in einer Ausstellung zu dokumentieren, wie wichtig privates Engagement für die Weiterentwicklung eines Museums ist.

Grausame Moritaten oder wie der Pasquillant totgeschlagen wird, 1850, Bleistift und Aquarell, 130 x 132 mm
Phantastisches Schloss an einem Gebirgssee, undatiert, Feder in Braun, 256 x 215 mm

Und hättʼ ich wohl an hundert Händʼ / mit Burgen kämʼ ich nie zu Endʼ!

Franz Graf von Pocci als Unterschrift einer seiner Burgenzeichnungen

Das Ende der Romantik

Die Zeichnung bietet noch einmal alles Pittoreske von Poccis märchenhaften Ideallandschaften, aber jetzt hat der Herbst Einzug gehalten, die Burg ist eine Ruine und der Abend dämmert. Für das Ende der Epoche der Romantik ist es 1858 allerdings schon ein bisschen spät. Es scheint als nähme der Künstler – selbst Anfang 50 – Abschied von den Träumereien seiner Jugend, von der Ritterromantik und von den Versuchen vergangene Zeiten zum Leben zu erwecken.

This drawing offers once again all the picturesque features of Pocci’s fairy-tale-like ideal landscapes, but now autumn has set in, the castle is a ruin and the evenings are drawing in. However, for the »End of the era of Romanticism« it is already in 1858 somewhat late. It seems as if the artist – himself in his early 50s – is bidding farewell to the dreams of his youth, to the romanticism of knights in armour and the attempts to bring back to life bygone times.

Das Ende der Romantik, 1858, Feder in Braun, 287 x 403 mm
Graf Reigersberg, Bleistift, 362 x 222 mm

The cartoonist

Pocciʼs enthusiasm for inventing castles was more than matched by his obsession for drawing cartoons. The albums of the gentlemen’s club »Old Anglia« alone contained almost 1,500. In these pictures he portrayed his drinking companions and recounted fun incidents he had shared with them. Throughout his life, Pocci was an observer, who with unerring malice, could produce piercingly vicious portrayals of his colleagues in the court administration and art world – as can be seen the sketches, which were for private consumption.

Der Karikaturist

So begeistert Pocci Burgen erfand, so besessen zeichnete er Karikaturen. Allein aus den Alben der Herrengesellschaft »Altengland« sind von Pocci fast 1.500 Zeichnungen erhalten. In diesen Bildern portraitierte er seine Trinkbrüder und erzählte lustige Begebenheiten. Zeitlebens war Pocci ein Beobachter, der mit unbestechlicher Boshaftigkeit seine Kollegen in Verwaltung und Künstlerschaft in Karikaturen aufspießen konnte, wie man an Skizzenblättern für den privaten Gebrauch sehen kann.

8. Februar 1848 (Lola Montez), 1848, Feder in Schwarz, 282 x 187 mm

Ludwig von Otting

Ludwig Graf von Otting, Anglia Album, 1879, Feder in Braun und Aquarell, 389 x 270 mm

Pocci’s successor

For decades, Pocci drew cartoons of his combatants in the gentlemen’s club »Old Anglia« (founded in 1819), in which courtiers, administration officials and scientists gathered to enjoy each other’s company and indulge in a drinking session. The subjects he portrayed could be either individual persons or incidents that had occurred during the course of the year. His successor as chronicler at »Old Anglia« was Count Ludwig von Otting and Fünfstetten (1818–1894), who as an artist was to be re-discovered. The Counts von Otting and Fünfstetten were closely related to royal house of Bavaria.

Ludwig Graf von Otting und Fünfstetten

Pocci zeichnete jahrzehntelang Karikaturen seiner Mitstreiter in der 1819 gegründeten Herrengesellschaft »Altengland« oder »Altanglia«, in der sich Hofleute, Verwaltungsbeamte und Wissenschaftler zum geselligen Beisammensein und zum Zechen trafen. Sei es dass er Einzelpersonen darstellte oder Begebenheiten, die sich im Laufe des Jahres zugetragen hatten. Sein Nachfolger als zeichnender Chronist bei »Altengland« wurde Ludwig Graf von Otting und Fünfstetten (1818–1894), der als Künstler neu zu entdecken ist. Die Grafen von Otting und Fünfstetten waren eng mit dem bayerischen Königshaus verwandt.

Ludwig Graf von Otting, Ballszene, 1880, Feder in Braun und Aquarell, 231 x 179 mm

Katalog zur Ausstellung

Ein Buch in der Studio-Reihe der SGSM, ermöglicht von der Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen, dokumentiert die Stiftung.

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Kuratorenführung

DO 24.01. um 17.30 Uhr, Dr. Andreas Strobl

Ort: Pinakothek der Moderne

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Zur Kunstvermittlung

Kleine Landschaft mit See und Bergen, undatiert, Feder in Braun, 85 x 239 mm